Jean-Paul Brodbeck Trio || INKA Stadtmagazin Karlsruhe, 01.10.2008

INKA Stadtmagazin Karlsruhe, 01.10.2008
https://www.inka-magazin.de

Der Pianist Jean-Paul Brodbeck ist definitiv ein Musiker, den man im Auge und Ohr behalten sollte.

Immer für eine (positive) Überraschung gut, legt der Schweizer nun mit „Song Of Tchaikovsky“ (Unit Rec.) eine Einspielung von Tschaikowsky-Liedern vor. Mit Fabian Gisler (Kontrabass) und Emanuele Maniscalco (Schlagzeug) überführt er einige der zweifellos schönsten Werke der Romantik in seinen individuellen Klangkosmos. Die ruhigen, jazzigen Instrumentalarrangements sind Balsam für die Seele und versprechen auch live ein Genuss zu werden.

SONG OF TCHAIKOVSKY – none but the lonely heart || Passauer Neue Presse, Oktober 2008

Passauer Neue Presse, Oktober 2008
http://www.pnp.de

Für den Konsumenten ist es immer wieder erstaunlich, wie viele hochtalentierte Musiker es gibt, die sich mit Leidenschaft dem Studium von Klassik und Jazz hingeben und es schon in jungen Jahren zu großartigen Leistungen in beiden weiten Feldern bringen. Mit Anfang 30 romantische Lieder aus dem vorletzten Jahrhundert mit der Abgeklärtheit eines gediegenen Jazztrios auf die Bühne zu bringen, dazu gehört eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein. Dem Schweizer Pianisten und Komponisten Jean-Paul Brodbeck sieht man das Selbstbewusstsein an, wenn er sich im Passauer Scharfrichterhaus an den Flügel setzt, sich weit zurücklehnt, in sich geht und mit ausgestreckten Armen eine Tschaikowksy-Melodie anstimmt. Sein Selbstverständnis als moderner, in Raum und Zeit globalisierter Musiker ist Brodbeck auch anzuhören, wenn er seine Fassung der „Pathétique“ für Jazztrio als „Tune“ ansagt oder die Romanze „Warum sind die Rosen so blass“ als den „nächsten Song“. Bewundernswert ist auch die Leichtigkeit, mit der das Trio romantisches Material in quirlig tänzelnden Jazz überführt. Und noch manches mehr: Welch enorme Fingerfertigkeit Fabian Gisler am Kontrabass zeigt, wenn er swingende Rhythmen in rasante Läufe aufdröselt oder wie ein Jongleur die Melodie vom Klavier übernimmt und wieder abgibt. Wie feinfühlig der Schlagzeuger Andreas Pichler das Treiben seiner Kollegen mit schwirrendem Sound unterlegt. Und bewundernswert ist auch die dynamische Bandbreite des Trios zwischen Lyrik, coolem Jazz, atmosphärischen Spielereien und entspannter Barmusik. Spätestens die Zugabe, eine Wiederholung bereits gehörter Mach- und Spielart, macht dem Zuhörer deutlich, eben doch ein junges Trio gehört zu haben: auf bemerkenswert hohem Niveau angelangt und noch beneidenswert viel Möglichkeiten vor sich.

von Gabriele Blachnik

Jean-Paul Brodbeck: Wer die Sehnsucht kennt || jazzthing, 08/09 2008

jazzthing, September/Oktober 2008
http://www.jazzthing.de

Tschaikowsky ist nicht gerade erste Wahl, wenn es um das Repertoire von Jazzpianisten geht. Wer weiß schon, dass der große Russe auch Lieder geschrieben hat? Der Schweizer Pianist Jean-Paul Brodbeck wusste es zwar, kannte sie aber auch nicht. „ Die Lieder fand ich eigentlich zufällig, als ich in der Stadtbibliothek nach Noten gesucht habe“, erzählt Brodbeck. „ Die Lieder haben sich dann beim Duospiel perfekt angefühlt, ums sie in einer Band zu spielen.“ Das Ergebnis ist die CD „Song Of Tchaichovsky“, auf der Jean-Paul Brodbeck nicht nur 12 Lieder von Tschaikowsky, sondern auch eine Bearbeitung des Themas aus der „Pathèthique“ spielt. Überraschend ist, dass die Songs, die immerhin romantische Lieder aus dem 19.Jahrhundert sind, bei Brodbeck trotz ihres ruhigen Gestus fast wie Standards aus dem Great American Songbook klingen. Das wunderbare„O Sorrow, O Sweetness“ etwa oder „Why?“, eine Vertonung des Heinrich- Heine- Gedichts „Warum sind die Rosen so blass?“.

Mit Samuel Rohrer verfügt Brodbeck über einen besonders gefühlvollen Schlagzeuger, der Bassist Fabian Gisler ist schon seit zehn Jahren an der Seite des Pianisten zu finden. Im Oktober kommt Brodbeck mit seinem Trio auf Deutschlandtour – dann wird der Österreicher Andreas Pichler den Schweizer Rohrer ersetzen. Und das wunderschön zarte „None But The Lonely Heart“ wird dann sicher auch erklingen.

von Rolf Thomas

Jean-Paul Brodbeck