jazzthing, September/Oktober 2008
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Tschaikowsky ist nicht gerade erste Wahl, wenn es um das Repertoire von Jazzpianisten geht. Wer weiß schon, dass der große Russe auch Lieder geschrieben hat? Der Schweizer Pianist Jean-Paul Brodbeck wusste es zwar, kannte sie aber auch nicht. „ Die Lieder fand ich eigentlich zufällig, als ich in der Stadtbibliothek nach Noten gesucht habe“, erzählt Brodbeck. „ Die Lieder haben sich dann beim Duospiel perfekt angefühlt, ums sie in einer Band zu spielen.“ Das Ergebnis ist die CD „Song Of Tchaichovsky“, auf der Jean-Paul Brodbeck nicht nur 12 Lieder von Tschaikowsky, sondern auch eine Bearbeitung des Themas aus der „Pathèthique“ spielt. Überraschend ist, dass die Songs, die immerhin romantische Lieder aus dem 19.Jahrhundert sind, bei Brodbeck trotz ihres ruhigen Gestus fast wie Standards aus dem Great American Songbook klingen. Das wunderbare„O Sorrow, O Sweetness“ etwa oder „Why?“, eine Vertonung des Heinrich- Heine- Gedichts „Warum sind die Rosen so blass?“.
Mit Samuel Rohrer verfügt Brodbeck über einen besonders gefühlvollen Schlagzeuger, der Bassist Fabian Gisler ist schon seit zehn Jahren an der Seite des Pianisten zu finden. Im Oktober kommt Brodbeck mit seinem Trio auf Deutschlandtour – dann wird der Österreicher Andreas Pichler den Schweizer Rohrer ersetzen. Und das wunderschön zarte „None But The Lonely Heart“ wird dann sicher auch erklingen.
von Rolf Thomas