Jean-Paul Brodbeck aus Münchenstein gibt am Samstag mit seinem Trio im Rahmen des Programms der Kulturkommission erstmals in der Trotte ein Konzert. Das Wochenblatt hat mit dem Pianisten gesprochen.
Wochenblatt: Am Samstagabend treten Sie mit Ihrem Trio und dem Spezialgast Domenic Landolf, Saxofon, in der Trotte auf. Fühlen Sie sich etwas wie «der heimkehrende verlorene Sohn»?
Jean-Paul Brodbeck: Das würde ich so gar nicht sagen. Münchenstein ist meine Heimat, mit der mich viele Erinnerungen verbinden. Es ist eher ein herzliches Zurückkommen. Und dass ich im Rahmen des Kulturprogramms auftreten kann, ehrt mich natürlich.
Sie machten mit zehn Jahren erste Versuche auf dem Klavier. Als Sie 15 waren, lud Sie Lionel Hampton auf die Bühne ein, um mit ihm zu «jammen». Wie kam es dazu?
Jean-Paul Brodbeck: Lionel Hampton wurde in Basel jeweils vor seinen Konzerten zu einem Ständchen empfangen, wo ich als Pianist mitspielte. Im Konzert im Casino erkannte mich Hampton im Publikum wegen meiner Baseballmütze und holte mich spontan auf die Bühne, wo ich den Pianisten ersetzte und einen Boogie-Woogie spielte. Ich war natürlich mächtig stolz. Als ich im nächsten Jahr wieder spielen sollte, war ich schon sehr viel nervöser. Vor zwei Jahren habe ich jenen Pianisten in New York getroffen und die
Geschichte zum Vergnügen beider nochmals erzählt.
Sie haben bei Hans Feigenwinter in Basel Jazz studiert und mit sehr vielen Jazz-Koryphäen musiziert. Was muss man neben hinreichender Technik und Rhythmusgefühl mitbringen, um neben Lionel Hampton, Herbie Mann oder Billy Hart bestehen zu können?
Jean-Paul Brodbeck: Den «Drive» hatte ich schon immer. Es braucht den gewissen Funken, was den Rhythmus betrifft. Man muss auch eine Persönlichkeit entwickeln und verschiedene Positionen einnehmen können. Als
Pianist ist man meistens Begleiter, wobei man auch die Fähigkeit besitzen sollte, den solistischen Klang zu entwickeln.
Was ist Ihnen in Ihrer pädagogischen Arbeit als Dozent an der Musikhochschule Luzern besonders wichtig?
Jean-Paul Brodbeck: Ich versuche, den Studenten die Grundlagen und das Feuer für den Jazz zu vermitteln. Die Tätigkeit als Musiker ist ein praktischer Beruf, was bei der heutigen Theorielastigkeit oft vergessen geht. Wir müssen die Menschen auf ihrem Weg begleiten. Wer das offizielle Aufnahmeverfahren bestanden hat, bleibt in der Regel bis zum Schluss. Später auf dem Musikmarkt zu bestehen, ist kein leichtes Unterfangen, die meisten finden ihren Platz an einer Musikschule.
Ihr Vater, Dölf Brodbeck, ist alt Landrat. Sie kommen also aus einem politisch engagierten Umfeld. Hat das auf Sie abgefärbt?
Jean-Paul Brodbeck: Nicht wirklich. Natürlich bin ich politisch interessiert, aber mehr auch nicht. Meine Mutter war Künstlerin und ziemlich apolitisch. Mein Vater ist immer noch aktiv. Zu erwähnen ist, dass ich durch die politische Arbeit meines Vaters viele Leute kennen gelernt habe.
Welche Art von Musik dürfen die Besucher am Samstagabend erwarten?
Jean-Paul Brodbeck: Wir spielen hauptsächlich Standardwerke aus dem Great American Songbook, das heisst Melodien aus den 30er- und 40er-Jahren, etwa von Gershwin oder Cole Porter. Es ist melodischer moderner Jazz in der Tradition des Bebop, der den Swing ablöste und die Grundlage des modernen Jazz ist.
Thomas Brunnschweiler