Meine Kulturwoche || Kulturtipp, 15/2013


kulturtipp 15/2013 vom 13. Juli 2013 | aktualisiert am 15. November 2013

von Frank von Niederhäusern, Redaktor kulturtipp

Die Festspiele Zürich haben mich für einen Beitrag zum Schwerpunkt «Wagner meets Jazz» angefragt. Diesen spiele ich am 14.7. im Museum Rietberg. Deshalb beschäftige ich mich zurzeit stark mit dem Komponistengiganten Richard Wagner. Was mir nicht schwerfällt, weil er mir eine Offenbarung war nach meinem klassischen Studium. Ohne die Expressivität und Dramatik seines «Tristan» gäbe es die Jazzharmonik nicht. Vieles in Wagners Musik ist unerklärbar und offen – wie im Jazz, der in seiner Harmonik eine spätromantische Musik ist. Ich habe mir vorgenommen, an den Festspielen Zürich andere ausgewählte Konzerte hören zu gehen, obwohl ich alles von Wagner auf CD habe.

Wagner-Neulingen, die mit dem deutschen Epos etwas Mühe bekunden, empfehle ich als Einstieg übrigens «Tristan und Isolde» oder «Lohengrin». Mein Konzertsommer besteht aber nicht nur aus Wagner. Sehr gerne hätte ich Prince am Montreux Jazz Festival besucht – ein anderer Musik-Gigant. Leider ist das Konzert ausverkauft. Wenn ich die Zeit finde, werde ich ins Emmental an die Langnau Jazz Nights reisen, ein ganz tolles sommerliches Musikfestival. Zur Erholung brauche ich natürlich auch Abstand von der Musik, die mich im Alltag ja stets umgibt. Ich lese sehr gerne, zurzeit «Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik» von Friedrich Nietzsche. Ein fantastisches Buch zur Musik von Richard Wagner aus der Zeit, als sich die beiden noch nicht entfremdet hatten. 

Als sehr erholsam empfinde ich Museumsbesuche. Ich liebe Museen, denn da bleibt die Zeit stehen. Ich besuche regelmässig die Ausstellungen im Kunsthaus Zürich oder im Beyeler Museum in Riehen bei Basel. Dort sitze ich zuweilen auch nur auf dem Sofa und geniesse die Sicht ins Weite. In Basel fühle ich mich nach wie vor ein bisschen zu Hause, obwohl ich seit Jahren in Zürich lebe. Hier ist das kulturelle Angebot grösser, Basel hat dafür eine grosse kulturelle Tradition. In Zürich bin ich zum fleissigen Theatergänger geworden: Ich gehe oft ins Schauspielhaus, wo ich als Musiker auch schon engagiert wurde. Durch meine Mutter, die Schauspielerin war, habe ich seit jeher eine Beziehung zum Theater. Ich mag aber eher die «klassische» Bühnensituation; Events wie das Theaterspektakel sind nicht so meine Sache. Was leider etwas zu kurz kommt, sind Kinobesuche. Immer wieder verpasse ich Filme, die ich dann auf DVD oder Youtube nachschaue. Als Letztes sah ich «Dancer In The Dark» mit Björk, ein Film, der unter die Haut geht. Es können auch leichtere Sachen sein wie der schwarz-weisse Berlinfilm «Oh, Boy». Den hab ich noch nicht gesehen, er ist mir aber empfohlen worden. Erholsam und zugleich anregend ist es auch, zu Hause in Ruhe ausgewählte Vinylplatten aufzulegen. Das müssen nicht alte Scherben sein, als Letztes hörte ich «Iri’s Blues», das neue Album des katalanischen Drummers und Pianisten Jorge Rossy. Er hat mir die Vinyl-Edition kürzlich geschenkt.»

interviewsJean-Paul Brodbeck