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Jean-Paul Brodbeck: Nichts als das einsame Herz || Jazzpodium, Dezember 2008

Jazzpodium, Dezember 2008
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Jean-Paul Brodbeck: Nichts als das einsame Herz

...Der Schweizer Jazzmusiker und Pianist Jean-Paul Brodbeck stieß nun beim Besuch in der Bibliothek auf eine Sammlung Tschaikowsky Lieder. Die Geburtstunde eines der wunderbarsten Projekte der letzten Jahre. Brodbeck serviert uns mit seinem Jazztrio kein Crossover Projekt aus der altbekannten "Jazz meets Klassik" Schmiede, sondern ein elegisches, stimmungsvolles, und ganz eigenes Kunstwerk im Fluss der lyrischen Tongebung eines Romantikers am Jazzklavier. Samuel Rohrer, Schlagzeug und Fabian Gisler, Akustikbass, legieren ihrerseits Tschaikovskys unvergängliche Kleinode für die Jazzwelt. So ist "Song Of Tschaichovsky - None But The Lonely Heart" zu einem wahrhaft poetischen Trio Meisterwerk des Jazz geworden.

von A. Zeh

CD-Kritik: „Song Of Tchaikovsky“ von Jean-Paul Brodbeck || Jazzdimension, 05.11.2008

Jazzdimension, 05.11.2008
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Der Schweizer Pianist Jean-Paul Brodbeck hat sich auf „Song of Tschaikovsky“ eben genau jenes russischen Komponisten angenommen, braucht allerdings kein Orchester für seine Umsetzung. Ihm genügt hierfür sein Piano-Trio mit Fabian Gisler am Bass und Emanuele Maniscalco am Schlagzeug.

Stimmungsvoll, schlicht und doch voller anrührender, subtiler Momente präsentiert uns der 1974 in der Schweiz geborene Jean-Paul Brodbeck seine Interpretationen von Tschaikowsky Liedern. In der Grundidee hatte Brodbeck mit seinem Trio auch genau dieses vor: die Erhebung der Schönheit einer Melodie über ihre Abstraktion.

Die drei Musiker verstehen es dabei meisterhaft, das ganze Spektrum einer sowohl dynamischen als auch rhythmischen Interpretation des klassischen Originals auszuloten, ohne dem Liedgut eine neue Form beizubiegen. Trotzdem klingt „Song of Tchaikovsky – none but the lonely heart“ (so der vollständige Albumtitel) mit jeder Faser nach einem modernen Piano-Trio.

von Hermann Mennenga

SONG OF TCHAIKOVSKY – none but the lonely heart || Passauer Neue Presse, Oktober 2008

Passauer Neue Presse, Oktober 2008
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Für den Konsumenten ist es immer wieder erstaunlich, wie viele hochtalentierte Musiker es gibt, die sich mit Leidenschaft dem Studium von Klassik und Jazz hingeben und es schon in jungen Jahren zu großartigen Leistungen in beiden weiten Feldern bringen. Mit Anfang 30 romantische Lieder aus dem vorletzten Jahrhundert mit der Abgeklärtheit eines gediegenen Jazztrios auf die Bühne zu bringen, dazu gehört eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein. Dem Schweizer Pianisten und Komponisten Jean-Paul Brodbeck sieht man das Selbstbewusstsein an, wenn er sich im Passauer Scharfrichterhaus an den Flügel setzt, sich weit zurücklehnt, in sich geht und mit ausgestreckten Armen eine Tschaikowksy-Melodie anstimmt. Sein Selbstverständnis als moderner, in Raum und Zeit globalisierter Musiker ist Brodbeck auch anzuhören, wenn er seine Fassung der „Pathétique“ für Jazztrio als „Tune“ ansagt oder die Romanze „Warum sind die Rosen so blass“ als den „nächsten Song“. Bewundernswert ist auch die Leichtigkeit, mit der das Trio romantisches Material in quirlig tänzelnden Jazz überführt. Und noch manches mehr: Welch enorme Fingerfertigkeit Fabian Gisler am Kontrabass zeigt, wenn er swingende Rhythmen in rasante Läufe aufdröselt oder wie ein Jongleur die Melodie vom Klavier übernimmt und wieder abgibt. Wie feinfühlig der Schlagzeuger Andreas Pichler das Treiben seiner Kollegen mit schwirrendem Sound unterlegt. Und bewundernswert ist auch die dynamische Bandbreite des Trios zwischen Lyrik, coolem Jazz, atmosphärischen Spielereien und entspannter Barmusik. Spätestens die Zugabe, eine Wiederholung bereits gehörter Mach- und Spielart, macht dem Zuhörer deutlich, eben doch ein junges Trio gehört zu haben: auf bemerkenswert hohem Niveau angelangt und noch beneidenswert viel Möglichkeiten vor sich.

von Gabriele Blachnik